29.06.2020

Soli-Stullen Spendenübergabe für Syrien

Mitarbeiter von MÄRKISCHES LANDBROT und Vertreter von The 15th Garden bei der Spendenübergabe.

Mitarbeiter von MÄRKISCHES LANDBROT und Vertreter von The 15th Garden bei der Spendenübergabe.

Ein vom 15th Garden-Netzwerk angelegter Garten in Syrien.

Ein vom 15th Garden-Netzwerk angelegter Garten in Syrien.

Die Gemeinschaft der Bio-Bäcker Berlin-Brandenburg hat auf der »Wir haben es satt!« Demo im Januar fleißig Soli-Stullen geschmiert. Dank euch kamen dadurch 733 Euro an Spenden zusammen. Jetzt konnten wir diese an den Vertreter des Projekts von »The 15th Garden« in Syrien übergeben. Was ist das?
Hierbei handelt es sich um ein Nahrungssouveränitätsnetzwerk, welches inmitten des Krieges in Syrien 2014 entstand. Teil davon sind auch Bauern und Bäcker aus Idlib, welche »Die Bio-Bäcker« seit vier Jahren unterstützen. Sie suchen wie viele im Norden des Landes Zuflucht, ihre Gebiete stehen außerhalb der Kontrolle des syrischen Regimes. Trotz des anhaltenden Krieges versuchen sie aktiv Nahrungssouveränität aufzubauen. Dabei setzen sie auf alte Saatgutsorten, bauen beispielsweise alte Weizen- aber auch Gemüsesorten an. Sie bauten traditionelle Lehmöfen für die lokale Versorgung und Flüchtlinge aus anderen Regionen. Denn Bäckereien wurden immer wieder Ziel von Bombardierungen. Auch humanitäre Hilfe erreicht sie nur unregelmäßig. Gerade als die Saatgutbank fertiggestellt wurde, traf der Konflikt die Region, die Bauern und Bäcker mussten im Januar aus Südidlib weiter in den Norden fliehen.
Der erst im Winter gepflanzte Weizen konnte nicht mehr geerntet werden - ihn ernten nun die neuen Eroberer. Menschen ihre Nahrungsgrundlage zu entziehen ist ständige Realität in diesem Krieg. Das Saatgut konnten sie zum Glück auf der Flucht mitnehmen - das ist ihre Lebensversicherung!
Nun sind sie im Norden Syriens und konnten Land pachten. Hier haben sie sofort wieder begonnen zu pflanzen. Ihre traditionellen Öfen konnten sie noch nicht wieder aufbauen, auch das Mehl ist bald alle. Sie werden dieses Jahr von anderen Bauern Weizen zukaufen müssen, aber immerhin können sie so die Brotproduktion aufrechterhalten. Für sich und alle Menschen, die mit ihnen die Dörfer verlassen mussten.
So oft sie können, bringen sie die Kinder aus den umliegenden Flüchtlingscamps mit in ihre Gärten, um gemeinsam zu lernen und zu pflanzen. Die Familien der Kinder werden mit Saatgut ausgestattet, um so an ihrem Zufluchtsort Nahrung anzupflanzen. Das allerwichtigste für diese Bauern: Unabhängige, nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und das Wissen über die Herstellung biologischer Pflanzenschutzmittel, Dünger und Saatgutvermehrung weiterzugeben. Dies gilt um so mehr nach dieser letzten Flucht. Für sie ist es Emanzipation und ein Stück Freiheit. Sie geben Hoffnung und setzen sich weiter für das ein, woran sie glauben: Für sie kann es ein freies Syrien nur geben, wenn die Bauern und Gärtner selbstbestimmt über die Nahrungsmittelproduktion entscheiden können und Nahrungssouveränität erreicht ist.